Der neue Jugendtreff mit dem Namen B28 beim Busterminal in Bendern beschreitet neue Wege. Die Idee zur Umnutzung der ehemaligen Post zu einem Lerncafé und einem Jugendclub ist für Liechtenstein ein bisher einmaliges Projekt. Architektonisch besticht das Gebäude nun durch eine klare, einfache, dennoch optisch überaus ansprechende und auf die Nutzer zugeschnittene Gestaltung.

Text: Heribert Beck

Am Abend des 16. Januar 2025 fand in der ehemaligen Post in Bendern die offizielle Eröffnung der neuen Jugendbeiz mit dem Namen B28 statt. «In diesem Rahmen überbrachte Regierungsrätin Marok-Wachter den an der Planung beteiligten Personen sowie Vertreterinnen und Vertretern der ausführenden Firmen ihre Glückwünsche für das gelungene Projekt. Zudem nahmen an der Eröffnungsfeier des seit 1969 bestehenden und nun teilweise umgenutzten Gebäudes Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden und der Stiftung Sovort/Offene Jugendarbeit Liechtenstein (OJA) sowie Jugendliche teil», schrieb die Regierung vor rund zwei Wochen in der entsprechenden Pressemitteilung. Die Jugendbeiz B28 ist seither ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der kreativen Entfaltung, an dem sich junge Menschen ab 16 Jahren aus ganz Liechtenstein und der Region in einer angenehmen Atmosphäre versammeln können. Wie das Projekt während der Planungs- und Bauphase entstanden ist, weiss der zuständige Architekt Beat Burgmaier.

Grosser Effekt mit kleinen Eingriffen
Als feststand, dass die Benderer Post geschlossen wird, hat sich das Land Liechtenstein als Eigentümer der Liegenschaft entschieden, einen Teil des Gebäudes, also den Infrastrukturbereich mit dem LLB-Bankomaten und der öffentlichen WC-Anlage, stehenzulassen. «Auch das Untergeschoss sollte erhalten bleiben», sagt Beat Burgmaier. Rückgebaut wurden hingegen die Wohnung im Obergeschoss und der Teil des Erdgeschosses, in dem sich die Schalter- und Büroräumlichkeiten der Post befunden haben. «Schnell zeigte sich, dass auch die Heizungsanlage und damit der Kamin sowie das Treppenhaus zur Erschliessung des Untergeschosses bestehen bleiben.» Als die OJA Liechtenstein im Frühjahr 2023 mit dem Wunsch an die Regierung gelangt ist, die Integration eines Jugendtreffs für 16- bis 22-Jährige in das Gebäude zu prüfen, wurde schnell klar, dass dies einen doppelten Mehrwert schaffen würde. «Denn nur genutzte Räumlichkeiten können einem Objekt und dem Quartier einen Impuls geben», sagt Beat Burgmaier. Andererseits bot sich der Standort beim Busterminal Bendern – ausserhalb des Wohngebiets und vom öffentlichen Verkehr bestens erschlossen – geradezu an für eine Nutzung durch Jugendliche. Die meisten Liechtensteiner Gemeinden waren von dieser Lösung ebenfalls überzeugt und beteiligten sich als Träger der Stiftung Sovort an den Kosten.

Beat Burgmaier stand nun zusammen mit seiner Mitarbeiterin Tamara Mnich vor der Aufgabe, ein architektonisches Konzept auszuarbeiten, das auf die neue Nutzung zugeschnitten ist. «Durch den Teilabbruch spannten die erhaltenen Gebäudeteile – Treppenhaus, Kamin und Infrastrukturbereich – einen Zwischenraum auf. Dieser ermöglichte es, durch minimale Massnahmen einen grosszügigen Raum entstehen zu lassen.» Zwei Glasfronten in Holz und eine spezielle Dachkonstruktion, ebenfalls in Holz, schufen die Verbindung. «So entstand ein behaglicher Raum für das neue Jugend- beziehungsweise Lerncafé mit einer vorgelagerten Terrasse», sagt der Architekt. Die barrierefrei nutzbaren Räumlichkeiten, in deren Gestaltung die Jugendlichen mit einbezogen waren, verfügen nun über eine lichtdurchflutete Aufenthaltsfläche mit Küche und WC-Anlage im Zwischenbau.

Im Untergeschoss, inzwischen ebenfalls barrierefrei über eine Liftplattform zugänglich, in dem sich einst die Lagerräume der Post befanden, war die Raumgliederung sehr kleinteilig. «Für die Zwecke eines Jugendclubs, der dort entstehen sollte, war dies denkbar ungeeignet. Wir konnten dem durch den Rückbau von Innenwänden begegnen, was zwei grosszügige Räume entstehen liess. Die Jugendlichen durften sie schliesslich nach ihren Bedürfnissen gestalten. In diesem Zusammenhang freut mich, dass sie für die Farbgebung ähnliche Töne gewählt haben wie wir für die Fassade, was ein Indiz dafür ist, dass wir ihren Geschmack getroffen haben.»

Ansicht Haupteingang Lerncafé mit vorgelagerter Terrasse
Einblick ins Lerncafé

Biodiverse Umgebungsgestaltung folgt
Besonderes Augenmerk legte Beat Burgmaier auch auf die Umgebungsgestaltung. «Es ist uns bei all unseren Projekten stets ein Anliegen, versiegelte Flächen aufzubrechen, wo dies möglich und sinnvoll ist. So entsteht zusätzlicher Grünraum, und Meteorwasser kann auf natürliche Weise versickern. Dazu leistet auch das begrünte Flachdach einen Beitrag, welches dafür sorgt, dass Regenwasser dosiert in den nördlichen Aussenraum fliesst.» Begrünte Metallringe komplettieren die Umgebung im Bereich der Terrasse des Jugendtreffs. «Die Bäume, die dort gesetzt wurden, werden, sobald sie gewachsen sind, ausserdem für eine Beschattung und für ein angenehmes Mikroklima im Sommer sorgen.» Die Weitere Umgebung wird in den kommenden Monaten zusammen mit einer Landschaftsarchitektin und den Jugendlichen Nutzern nach Gesichtspunkten der Biodiversitätsförderung fertiggestellt.

Wichtig für die räumliche Einbindung sind auch die Anordnung und Ausformulierung der Zugänge zum Gebäude. Durch die beiden Zu- beziehungsweise Eingänge beim Jugendtreff können das Lerncafé und der Jugendclub getrennt voneinander genutzt werden. Der Haupteingang mit grosszügigem Vordach ist südseitig zwischen Terrasse und Infrastrukturbau gelegen. Dort finden die Jugendlichen oder Pendler des Busterminals ebenfalls eine Trinkbrunnen. Westseitig befindet sich der bestehende Zugang zum Treppenhaus, welcher heute als Nebeneingang für den Jugendclub im Untergeschoss genutzt wird. Südseitig wird ein noch zu erstellender Fahrradunterstand mit verschliessbaren Ladeboxen für E-Bikes die Umgebung abschliessen.

Ein Ergebnis, das alle zufriedenstellt
Das Fazit von Beat Burgmaier zum neugestalteten Postgebäude fällt positiv und zufrieden aus. «Wir konnten im Rahmen des von Land und Gemeinden vorgegebenen Budgets eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung finden, die sowohl den Ort als auch das Objekt aufwertet. Dabei kam uns entgegen, dass wir generell gerne und oft mit dem Bestand arbeiten und Erfahrung darin haben, wie sich Altes und Neues vereinen lässt – sowohl in Bezug auf die Nutzung als auch auf die Gestaltung.» Diese Mischung aus Altem und Neuem führte unter anderem dazu, dass die Fassade verschiedene Materialien und Texturen aufweist. Ein vollständig neuer Verputz hätte dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit jedoch widersprochen. «Damit das Gebäude dennoch als Einheit in Erscheinung treten kann, haben wir uns für einen Anstrich in Anthrazit entschieden. Gleichzeitig lässt sich aus der Nähe und durch die Haptik erkennen, welche Teile alt und welche neu sind. Das gilt zum Beispiel für ein zubetoniertes Fenster beim Treppenhaus oder für den oberen Abschluss des Kamins», sagt Beat Burgmaier. Hellgrau gestrichene Spotlights an der Fassade sind ein zusätzliches Gestaltungselement und weisen ausserdem darauf hin, dass das «B28» und der Infrastrukturbereich öffentlich genutzt werden.

Als Gestaltungselement dient ausserdem die durchdachte statische Dachkonstruktion, die alle darunterliegenden Gebäudeteile verbindet und einen starken vertikalen Abschluss mit grosszügig gedeckten Vorbereichen bildet. «Die auf Kostenbasis optimierte Tragstruktur aus einheimischem Fichtenholz inklusive in die Decke integrierter Beleuchtung und Filzdämmung hat durch ihre Effizienz auch dazu beigetragen, dass die Arbeiten innerhalb von rund elf Monaten abgeschlossen werden konnten», sagt Architekt Burgmaier. Die Filzdämmung in der Deckenstruktur garantiert dabei trotz der harten Oberflächen mit dem Linoleumboden und den Glasfronten eine ausserordentlich gute Akustik. «Bei der offiziellen Eröffnung waren rund 70 Personen anwesend. Nach den Reden wurde die Akustik von den Gästen neben vielem anderen ausdrücklich gelobt. Solche Rückmeldungen, wie auch jene der Jugendlichen, die sich im ‹B28› wohlfühlen, bestätigen uns selbstverständlich in unserer Arbeit und freuen uns. Doch ohne die grossartige Zusammenarbeit aller Beteiligten aus Landesverwaltung, Stiftung Sovort, beauftragten Unternehmen und jugendlichen Nutzern wäre ein solches Ergebnis in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen. Dafür und für das uns entgegengebrachte Vertrauen danke ich ihnen allen herzlich», sagt Beat Burgmaier.

 

Graziella Marok-Wachter, Infrastrukturministerin

Ein neuer Treffpunkt für die Jugend

Das Land Liechtenstein besitzt verschiedenste Gebäude, die betrieben, unterhalten und weiterentwickelt werden müssen. Dabei ist jede Liegenschaft ein Einzelstück. Faktoren wie Umgebung, Struktur, Substanz, Nutzung und sich verändernde Anforderungen müssen zusammenspielen. Jede Baute benötigt daher ein individuelles Konzept.

Das Postgebäude in Bendern nimmt im Gebäudeportfolio des Landes einen besonderen Platz ein. 1969 erbaut, liegt es an einem strategisch wichtigen Ort im Land, an einem Knotenpunkt von öffentlichem und individuellem Verkehr. Im Lauf der Zeit wurden beim Postgebäude in Bendern auch kleinere Angebote von einem Bancomaten über WCs bis hin zu einem Defibrillator geschaffen. Seit dem Auszug der Post im Jahr 2020 wurden verschiedene Möglichkeiten untersucht, mit dem Haus adäquat und zukunftsorientiert umzugehen – auch im Hinblick auf langfristige verkehrsbezogene und städtebauliche Planungen des Amtes für Tiefbau und Geoinformation beziehungsweise der Gemeinde Gamprin-Bendern.

Dass mit der Stiftung Sovort/Offene Jugendarbeit Liechtenstein ein Partner gefunden wurde, der das Potenzial des Raumangebots erkannt hat, und dass das Objekt durch eine bauliche Ergänzung nun als Jugendtreffpunkt genutzt werden kann, ist ein Glücksfall. Das Gebäude ist in mehrfacher Hinsicht eine Investition in die Zukunft: in eine selbstverantwortliche Jugend, durch den Erhalt der Bausubstanz in die Nachhaltigkeit und mit der in diesem Jahr geplante Gestaltung des Aussenbereichs in die Biodiversität.

Die neue Nutzung als Jugendbeiz wird den Ort positiv verändern und aufwerten. Ich wünsche den Jugendlichen viel Freude in ihrem neuen Treffpunkt.

 

Markus Büchel, Geschäftsleiter Stiftung Sovort Liechtenstein

Ein langgehegter Wunsch ist in Erfüllung gegangen

Das Bedürfnis nach einem Treffpunkt für Jugendliche ab 16 Jahren wurde von dieser Zielgruppe seit Längerem an mehreren Beteiligungsformaten ausgesprochen. Vor rund fünf Jahren nahm sich die Stiftung Offene Jugendarbeit Liechtenstein, die heutige Stiftung Sovort, des Themas an. Lange wurden keine geeigneten Räumlichkeiten gefunden. Im Jahr 2023 wurden dann der Standort und die Räumlichkeiten der ehemaligen Post Bendern neu ins Spiel gebracht. Die Stiftung prüfte gemeinsam mit dem Land Liechtenstein und dem Architekten Beat Burgmaier Möglichkeiten für eine solche Nutzung als Treff. Für die Finanzierung des Um- und Neubaus konnte die Stiftung zehn der elf Liechtensteiner Gemeinden gewinnen. Nun sind tolle und flexible Räumlichkeiten entstanden, welche die Jugendlichen ganz unterschiedlich nutzen können.

Das Konzept ist so ausgelegt, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 22 Jahren den Betrieb möglichst selbständig umsetzen. Das heisst: Sie entscheiden über die Nutzung, die Öffnungszeiten und führen den Betrieb eigenständig mit Begleitung durch eine Fachperson der Offenen Jugendarbeit Liechtenstein. Weiter ist im Konzept definiert, dass leichter Alkohol ausgeschenkt wird und der Einlass strikt ab 16 Jahren gewährt wird. Zurzeit hat das «B28» jeweils am Samstag von 20 bis 2 Uhr geöffnet. Dann werden die Kellerräumlichkeiten als Club-Lokal genutzt. Am Freitag werden die Kellerräume für Privatpartys für Jugendliche von 16 bis 22 Jahren vermietet. Auch dies war und ist ein grosses Bedürfnis. Seit der Eröffnungsparty am 20. Dezember 2024 sind bis Ende Februar alle Freitage ausgebucht. Ausserdem öffnet die Betriebsgruppe am Freitagnachmittag die Räumlichkeiten im Erdgeschoss für den Café-Betrieb.

Die Stiftung Sovort Liechtenstein bedankt sich ganz herzlich bei allen Beteiligten für die gelungene Umsetzung.