Gesperrte Spieler zieht es in Scharen nach Bregenz

Foto: Michael Zanghellini

 

Seit dem 7. Januar ist der Sperrlistenaustausch für Casinobesucher zwischen der Schweiz und Liechtenstein in Kraft. Er zeigt in Liechtenstein deutliche Wirkung – doch leider nicht die von der Regierung vorgeblich erhoffte.

Text: Redaktion LIE-zeit

Am 14. Januar teilte der Liechtensteiner Casinoverband in einer Medienaussendung mit, dass die Mitgliedsunternehmen am 7. Januar nach intensiven Vorarbeiten bereit waren, die neuen gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, die mit Sperrlistenaustausch zwischen der Schweiz und Liechtenstein auf sie zugekommen waren. «Gleichzeitig sind die Mitgliedsunternehmen des Liechtensteiner Casinoverbands aber nach wie vor der Überzeugung, dass der Staatsvertrag sein Ziel, für einen besseren Spielerschutz zu sorgen, verfehlt», hiess es in der Mitteilung. Die Begründung: Schweizer und «Liechtensteiner, die im Inland gesperrt sind, weichen künftig – so sie trotz allem spielen wollen – in die Casinos in Vorarlberg oder Süddeutschland aus. Bregenz, Lindau und Konstanz sind in 40 bis 60 Minuten Fahrzeit erreichbar und liegen damit näher als die meisten Spielbanken in der Schweiz. Die Sozialkonzepte sind aber weder in Österreich noch in Deutschland annähernd mit jenen in Liechtenstein und der Schweiz vergleichbar, die weltweit über die höchsten Standards im Spielerschutz und die strengsten Vorschriften verfügen.»

Ansturm auf Casino Bregenz

Während die Auswirkungen auf den Spielerschutz als verschwindend gering angesehen wurden, waren die Befürchtungen in Sachen Rückgang des Bruttospielertrags (BSE) gross. Und sie sollten sich bewahrheiten: Am 23. Januar 2025 verkündete der Casinoverband Liechtenstein, dass es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum je nach Spielbank zu BSE-Einbrüchen von bis zu 85 Prozent gekommen sei. Das LV Casino in Eschen musste in der Folge seine Türen bereits schliessen. Die übrigen Standorte spüren die Auswirkungen des Sperrlistenaustauschs unterschiedlich stark. Insbesondere spürt aber das Casino in Bregenz, ein Unternehmen der Casinos Austria Gruppe, die Auswirkungen des Sperrlistenaustauschs, der für Österreich keine Gültigkeit besitzt. Seit in der Schweiz gesperrte Spieler – darunter viele, die sich selbst haben sperren lassen, weil sie nicht in der Nähe ihres Wohnorts spielen wollen, und viele, die ihre Finanzdaten lediglich nicht offenlegen möchten – in Liechtenstein nicht mehr spielen dürfen, ist die Spielbank in Bregenz regelrecht überlaufen. Das berichten Brancheninsider und Besucher unisono. Das Casino Bregenz hat auf eine entsprechende Medienanfrage leider nicht geantwortet.

Die Gruppe profitiert, ein Standort akzeptiert

Angesichts des Ansturms in Bregenz, der zu langen Warteschlangen, offenbar bis hin zu Einlassstopps, geführt hat, erstaunt eine Aussage des Casinos Austria in Schaanwald – oder sie erstaunt angesichts der Zugehörigkeit zur Casinos Austria Gruppe eben auch nicht: «Das Casino Schaanwald hat sich von Beginn an einer nachhaltigen Strategie verpflichtet und konnte sich mit innovativen und attraktiven Aktionen sowie exzellenten Service für die Gäste kontinuierlich weiterentwickeln. Dies zahlt sich insofern aus, als dass das Casino Schaanwald auch angesichts der neuen Situation sehr stabil ist», stand im «Liechtensteiner Vaterland» in Zusammenhang mit dem Sport-Sponsoring des Casinos Schaanwald zu lesen. Dass dort die in der Schweiz gesperrten Kunden ebenfalls ausbleiben, ist augenscheinlich. Genauso augenscheinlich ist es, dass die «kommunizierte Stabilität» des Casinos Schaanwald und die Tatsache, dass es plane, sein Fussballsponsoring «nicht nur fortzusetzen, sondern sogar auszubauen», mit der Zugehörigkeit zur Casinos Austria Gruppe zusammenhängt, der Profiteurin des Sperrlistenaustauschs, die den Standort Schaanwald notfalls quersubventionieren kann.