
Die 24-Stunden-Pflege ist fester Bestandteil der häuslichen Betreuung in Liechtenstein, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch hinter der wichtigen Arbeit stehen harte Bedingungen: niedrige Löhne, fehlende soziale Absicherung und politische Untätigkeit. Der Interregionale Gewerkschaftsrat (IGR) Bodensee fordert dringende Reformen.
Auf einer Pressekonferenz machten Vertreter der Gewerkschaften auf die Missstände aufmerksam. Lukas Auer vom Thurgauer Gewerkschaftsbund, Sigi Langenbahn vom Liechtensteinischen ArbeitnehmerInnenverband, Bärbel Mauch vom DGB Südostwürttemberg und Reinhard Stemmer vom ÖGB betonten die Dringlichkeit der Lage. Die Betreuerinnen, oft aus Osteuropa, arbeiten unter prekären Bedingungen. Sie schuften rund um die Uhr, oft ohne freien Tag, und erhalten dennoch nur Niedriglöhne.
Viele von ihnen seien offiziell als Grenzgänger registriert, obwohl sie in der Praxis wochenlang in den Haushalten leben. Agenturen würden arbeitsrechtliche Vorgaben umgehen: Sie vermitteln Pflegekräfte, übernehmen aber keine Arbeitgeberpflichten. Die Arbeitsverträge unterschreiben die pflegebedürftigen Personen oder ihre Angehörigen. So entziehen sich die Vermittler der gesetzlichen Verantwortung.
Besonders kritisierten die Gewerkschaften die fehlenden Kontrollen. In Liechtenstein reguliert ein veralteter Normalarbeitsvertrag die Hauswirtschaft, doch dieser werde kaum durchgesetzt. Die betroffenen Frauen kümmern sich um Haushalt, Körperpflege und medizinische Grundversorgung, doch ihre Arbeitsrechte bleiben auf der Strecke. Krankheit bedeute oft sofortigen Jobverlust. Ruhezeiten und Urlaubsansprüche existieren nur auf dem Papier.
Die Gewerkschaften fordern eine klare gesetzliche Regelung. Sie verlangen verbindliche Mindestlöhne, volle soziale Absicherung und strengere Kontrollen. Auch in der Schweiz hapert es an der Durchsetzung bestehender Gesetze. Ein Pilotprojekt zur besseren Regulierung läuft seit Januar, doch es fehlen Ressourcen zur Kontrolle. In Deutschland bleiben Tausende Pflegekräfte in rechtlichen Grauzonen gefangen, oft ohne Krankenversicherung oder arbeitsrechtlichen Schutz.