Meinungsfreiheit kann Kopfstand

Leserbrief von Georg Kieber, Binzastrasse 8, Mauren

Ein Objekt in der Ausstellung über Kommunikation im Küefer-Martis-Hus zu einer liechtensteinischen Stiftung wertete diese als „reputationsschädigend“ und erwirkte eine „leicht angepasste“ Variante der Darstellung. Dies nimmt David Sele zum Anlass, sich in gleich zwei Artikeln in derselben Ausgabe (Vaterland, 25. März 2025) mit der Meinungsfreiheit auseinander zu setzen bzw. die verdorbene Kost aufzudecken, die unter dem „Deckmantel der Meinungsfreiheit“ angeboten werden könne.

Die erwähnte Stiftung hat die Förderung der Meinungs- und Pressefreiheit zum Zweck und ist offenbar mit dem Medium „Express“ verbunden. Dieses, so die Co-Kuratorin, „hetze gegen die LGBT-Community, Geflüchtete und Migranten“. Tut sie dies, wäre es sehr traurig. Andererseits wird man schon der Hetze verdächtigt, wenn man angesichts von 72 Geschlechtern die richtige Anrede erfragen möchte. „Express“ betreibe auch „Russlandpropaganda“, und, David Sele vertieft, es stünden dort „jene Meinungen im Fokus, die dem vermeintlichen ‚Mainstream‘ Paroli bieten, indem sie libertäre, rechte und zuweilen auch verschwörungstheoretische Narrative bedienen.“ Wo das Gebot der unkritischen, eintönigen und staatshörigen Berichterstattung nicht befolgt wird, wird giftige Kost unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit verortet.

Die Erzählungen wiederholen sich: Corona-Kritiker waren Verschwörungstheoretiker und Schwurbler, Trump ist eine Mischung aus Populist und Faschist, Putin die Wiedergeburt des Bösen, AFD- oder FBÖ-Wähler sind Rechtsradikale und in der Ukraine geht es um unsere Freiheit. Man ist irritiert ob der medialen Selbstzensur und ob dem groben Geschütz, mit dem auf Abweichler geschossen wird. Auf den zweiten Blick: Journalismus ist die wirtschaftlich erfolgloseste Branche der Gegenwart, anderswo wie bei uns (Volksblatt, Radio L), also wird jenen hofiert, die das Geschäft durch Subventionen am Leben erhalten.