Von der Eselwiese über die Metallbauausstellung zum Holzhaus:
Das ist im Zeitraffer die Geschichte der Parzelle an der Fallsgass 7
in Mauren. Doch es ist eine Geschichte, die es verdient, ausführlicher
erzählt zu werden. Insbesondere das letzte Kapitel, das von mehreren
Ideen, wohnlicher Atmosphäre und zufriedenen Mietern handelt.

Text: Heribert Beck, Fotos: Martin Breuss

Ein Mehrfamilienhaus mit schindelgedeckter Fassade ist auch im ländlich geprägten Liechtenstein eine Rarität. Umso mehr sticht das auf diese Weise verkleidete Holzhaus wenige Hundert Meter hinter dem westlichen Maurer Dorfeingang ins Auge. Bauherr Dietmar Marxer, Inhaber und Geschäftsführer der Marxer Metallbau AG, hat mit dem Objekt mehrere Ideen verwirklicht, die teilweise nicht alltäglich sind, zusammen aber ein stimmiges Ganzes ergeben. «Früher standen auf ihr zwei Obstbäume und es weideten zwei Esel – nicht immer nur zur Freude der Nachbarn», sagt Marxer. «Dann habe ich auf dem Grundstück, auch um der Ruhe und des nachbarschaftlichen Friedens willen, eine Metallbauausstellung eingerichtet. Irgendwann habe ich mir aber angefangen zu überlegen, wie ich einen Mehrwert für meine Familie und mich selbst schaffen könnte. Dies auch im Hinblick auf meine drei Kinder, denen ich die Parzelle eines Tages weitergeben möchte. Das funktioniert mit Wohnungen schlicht besser als mit einem Boden zum Aufteilen», schildert er seine erste Überlegung. Durch sie war die Idee geboren, ein Mehrfamilienhaus zu bauen. Fünf 3,5-Zimmer-Wohnungen – vier davon mit identischen Grundrissen, jene im dritten Obergeschoss etwas grösser und anders geschnitten –, Garage und Eingangsbereich im Erdgeschoss sowie eine Tiefgarage mit gesonderter Zufahrt sollten entstehen.

Schallschutz wie in einem BetonbauDie Tiefgarage und der Treppenhauskern mit Liftschacht wurden betoniert. Bei der restlichen Materialisierung kam die nächste Überlegung von Dietmar Marxer ins Spiel. «Mein eigenes Haus ist in Massivholzbau errichtet. Es strahlt auch nach vielen Jahren noch eine wohnliche Atmosphäre aus, hat ein angenehmes Raumklima und verströmt einen frischen Holzduft. Ich habe mir gedacht, dass dies heutzutage auch bei einem Mehrfamilienhaus möglich sein sollte.» Marxer ging also auf die Legna Holz. Werk AG mit Sitz in Schaanwald zu, mit der er immer wieder erfolgreich zusammenarbeitet, und stellte seine Idee vor. Dort stiess er auch offene Ohren. Doch es galt noch die Hürde der Schallisolierung zu bewältigen – gerade an der starkbefahrenen Fallsgass ein entscheidender Faktor für die Wohnqualität. «Die Fachleute der Legna haben aber auch dafür eine Lösung gefunden», sagt Marxer. So konnte der Bau im April 2024 beginnen. Am 1. März durften die neuen Mieter ihre Wohnungen bereits beziehen. «Das Gebäude stand gerade erst im Rohbau, als die ersten Interessenten auf mich zugekommen sind. Im Spätherbst 2024 waren alle fünf Wohnungen vermietet. Und vor wenigen Wochen habe ich einen Test in Sachen Schallisolierung durchführen lassen – das Gebäude weist die gleichen Werte auf wie ein Mehrfamilienhaus, das im Betonbau errichtet ist», sagt Dietmar Marxer zufrieden. Dann ergänzt er schmunzelnd: «Es ist übrigens kein Wiederspruch, dass ein Metallbauer ein Holzhaus erstellen lässt. Darin ist für die Statik genauso viel Stahl verbaut wie in einem gewöhnlichen Mehrfamilienhaus.»

Die dritte Idee, die Dietmar Marxer mit der Liegenschaft verband, war die bereits erwähnte Verkleidung mit Schindeln. Holzbau und Holzschindeln leisteten auch den entscheidenden Beitrag zur Namensgebung für das Objekt: Seit März hat Mauren folglich ein «Baumhaus», das von fünf Mietparteien bewohnt wird. Der Ginkgo-Baum, der kürzlich zur Fallsgass hin gepflanzt wurde, soll dieses Bild des Baumhauses noch vervollständigen, wenn er einmal grösser ist. Der Ginkgo steht in seiner asiatischen Ursprungsheimat für die Einheit von Gegensätzen – Sanftheit und Lebenskraft, Vergangenheit und Zukunft, Körper und Geist. Diese Harmonie hat im Baumhaus bereits Einzug gehalten. «Wir haben einen grossartigen Mietermix aus jungen Paaren, älteren Bewohnern und einer kleinen Familie gefunden», sagt Dietmar Marxer.

 

Der eigene Srom wird gespeichert
Diese Mieter profitieren nun von der angenehmen Wohnatmosphäre, die ein Holzbau bietet. Verstärkt wird sie noch dadurch, dass die Wände in den fünf Einheiten alle ebenfalls in Sichtholz – bestens oberflächenbehandelt, versteht sich – gehalten sind. Auch die fixen Einrichtungen wie beispielsweise in den Küchen, alle im gleichen Braun, aber in verschiedenen Tönen, strahlen eine wohnliche Wärme aus. Zur Wohnatmosphäre tragen ausserdem die grosszügig bemessenen, mit Glas verkleideten Balkone Richtung Südwesten bei, die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit Bushaltestelle direkt vor dem Gebäude und die durchdachte Haustechnikanlage. Geheizt wird in der Fallsgass 7 mit einer modernen Luftwärmepumpe, und die PV-Anlage auf dem Dach versorgt nicht nur die Liegenschaft, sondern füllt bei Überproduktion auch einen Batteriespeicher.

«Mir war es wichtig, dass meine Mieter gesund und heimelig wohnen können. Dieses Ziel haben wir mit vereinten Kräften erreicht», sagt ein zufriedener Dietmar Marxer. «Das bestätigen mir auch die Rückmeldungen der Mieter, die ja nun schon seit einigen Wochen im ‹Baumhaus› wohnen. Sie alle fühlen sich sehr wohl. Negatives habe ich noch nicht gehört, und ich bin mehr als nur überzeugt, dass das auch so bleibt.»