WLU eine der effizientesten Wasserversorgungen Europas

WLU Betriebsgebäude «Halle 19» in der Wirtschaftszone in Eschen

«An einem klaren Wintermorgen macht sich Peter Strüning auf den Weg zu einem langjährigen Kunden: der Wasserversorgung Liechtensteiner Unterland (WLU), die er seit über 30 Jahren betreut. Dabei betont er, dass die WLU mit ihrem kleinen, aber hochkompetenten Team wohl eine der modernsten Wasserversorgungen Europas betreibt – oder zumindest eine der effizientesten. Empfangen wird er von Georg Matt, dem engagierten Geschäftsführer der WLU, der seit über 15 Jahren an der Spitze steht.»

Gastbeitrag von Egon Oehri, Mauren

Das neu erstelle Reservoir Gantenstein in Schellenberg.

Die WLU betreibt mit ihrem kleinen, aber hochkompetenten Team eine der modernsten, effizientesten Wasserversorgungen Europas. Georg Matt steht seit über 15 Jahren als Geschäftsführer an der Spitze der WLU. Mit Begeisterung spricht Georg Matt über laufende Projekte, Neubauten und seine Vision für die Zukunft. Sein Ziel ist es, die Wassersysteme im Unterland kontinuierlich zu optimieren und Wasserverluste auf ein Minimum zu reduzieren bzw. auf einem solchen zu halten – stets nach dem Leitsatz: Jeder Tropfen Wasser zählt.

Die WLU wurde 1970 von den fünf Gemeinden Eschen, Gamprin, Mauren, Ruggell und Schellenberg als Genossenschaft gegründet. Sie wird von jeweiligen Gemeindevorstehern
geleitet, die sich in der Präsidentschaft abwechseln.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gehen weltweit etwa 30 Prozent des Trinkwassers durch Lecks, ineffiziente Systeme und veraltete Infrastruktur verloren. Dieses Problem betrifft nicht nur Entwicklungsländer, sondern auch Industriestaaten.

 

Peter Strüning und Georg Matt diskutieren die Funktion der Ausgleichsklappen

Ein Highlight der WLU-Anwendung ist das System zur Überwachung der zehn Versorgungzonen. Es erfasst täglich den Wasserverbrauch bei allen Kunden und vergleicht ihn mit den eingespeisten Wassermengen. Die Messung der gelieferten Mengen erfolgt durch Zähler und präzise Sensoren, die nahtlos mit den Gebäudewasserzählern zusammenarbeiten. Die zentrale Kommunikation wird über die Liechtensteinischen Kraftwerke abgewickelt, welche der WLU die gesammelten Daten übermitteln. Anschliessend werden die Daten im eigens dafür entwickelten Programm AquaGrip ausgewertet und analysiert. Dieses moderne Netzwerk bildet ein europaweit einzigartiges System zur Überwachung und Steuerung der Wasserversorgung.

Mit rund 4500 smartmeterfähigen Gebäudewasserzählern wird der Verbrauch mit Zählern der neueren Generation bis auf den Liter genau erfasst. Das Programm meldet Auffälligkeiten, wenn in einem Gebäude ein Wasserhahn rinnt, der Schwimmer im Schwimmbad hängt oder die WC-Spülung nicht richtig schliesst. Muss der Verbrauch als nicht plausibel deklariert werden, wird der Kunde kontaktiert. Die Kunden sind ausnahmslos dankbar, da sich der Verbrauch unmittelbar auf das Portemonnaie auswirkt. Und seit die Kunden von der WLU aktiv über Ungereimtheiten im Wasserverbrauch kontaktiert werden, gibt es bei der Rechnungsstellung betreffend die Bezugsmenge keine Rückfragen mehr. Weniger Kosten und mehr Wasser – das sind klare Vorteile.

Trotz der Verdoppelung der Netzlänge auf 260 Kilometer in den vergangenen rund 40 Jahren konnte der Wasserverlust von ehemals 600‘000 Kubikmetern auf heute 40‘000 Kubikmeter reduziert werden, also auf ein Fünfzehntel. Bei einer verkauften Wassermenge von 2‘500‘000 Kubikmetern entspricht dies lediglich 1,6 Prozent.

Ein weiterer Meilenstein zur Versorgungssicherheit ist das neue Reservoir Gantenstein in Schellenberg. Das bisherige Reservoir Borscht aus dem Jahr 1932 mit einem Speichervolumen von 240 Kubikmetern erfüllte die aktuellen Anforderungen nicht mehr. In höheren Lagen waren die Betriebsdrücke knapp ausreichend, und sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Brandfallabdeckung waren nicht mehr genügend gewährleistet. Um die Herausforderungen zu meistern, entschied sich die WLU für den Neubau eines Reservoirs mit einem Speichervolumen von 560 Kubikmetern an einem elf Meter höher gelegenen Standort. Die einzigartigen Edelstahltanks im Bauwerk gewährleisten eine lange Lebensdauer und minimieren den Wartungsaufwand.

Und die WLU arbeitet bereits an der nächsten Stufe: prädiktive Analysen durch künstliche Intelligenz. Die WLU weiss aufgrund der Bilanzierung täglich, in welcher der zehn Versorgungszonen ein Wasserverlust auftritt. Ist ein auftretender Verlust nicht erklärbar, muss das Leck gesucht werden. Das Ziel dieser Analysen der Wasserströme ist es, vorherzusagen in welchem Teil der Versorgungszone sich das Leck befindet. Somit kann der Aufwand für die Lecksuche erheblich reduziert werden.

Quelle: Aqua & Gas, Fachzeitschrift für Wasser, Gas und Wärme.