Karikaturen zum aktuellen Geschehen sind feste Rubriken in vielen ausländischen Zeitungen. In Liechtenstein gehören sie allerdings kaum zum Inhalt der Printmedien – von den Fasnachtszeitungen einmal abgesehen. Ende der 2010er- und Anfang der 2020er-Jahre war dies anders. Tanja Frick brachte im «Volksblatt» regelmässig Themen aufs Papier, die das Land bewegten. Sie legt aber Wert darauf, dass es sich nicht um Karikaturen im eigentlichen Sinn handelte, die sie damals publiziert hat, genauso wie bei den Zeichnungen, die sie heute noch anfertigt.

Text: Heribert Beck

«Beim Zeichnen sind meines Erachtens etwas Talent, vor allem aber die Freude an der Arbeit und das stetige Üben wichtig.» Diese Worte stammen von Tanja Frick aus Mauren, die sich im Metier des Zeichnens längst einen Namen gemacht hat. Seit über 20 Jahren zieren ihre Werke die Maurer Fasnachtszeitung «Räbahobel». Auch das «Liechtensteiner Volksblatt» hat ihre Zeichnungen, versehen mit lustigen Sprüchen und feinem Humor, eine Zeitlang publiziert. Dass es einmal so kommen könnte, liess sich bereits in der Kindheit und Jugend von Tanja Frick erahnen. «Ob in der Primarschule in Nendeln, in der Realschule im Kloster St. Elisabeth in Schaan oder bei meiner Primarlehrerinnenausbildung in Baldegg im Kanton Luzern: Ich habe immer gerne gezeichnet und in diesem Fach gute Noten bekommen», sagt sie und verweist darauf, dass sie die Liebe zu dieser Kunstrichtung und das Talent von ihrem Vater Willy Hasler geerbt hat.

300 Jahre Liechtenstein, Januar 2019

Ein Ausgleich aus Unterrichten und Zeichnen
So machte Tanja Frick Freunden und Verwandten – auch als sie schon als Lehrerin an der Primarschule in Mauren arbeitete – gerne mit selbstgestalteten Gratulationskarten zu Geburtstagen, zu Hochzeiten oder zum Nachwuchs eine Freude. 2003 wurde so auch die Redaktion des «Räbahobel» auf sie aufmerksam und bat sie darum, das Team zu verstärken. Schliesslich sind Texte in einer Fasnachtszeitung erst die halbe Miete. Lustige Illustrationen sind genauso wichtig. Tanja Frick sagte gerne zu, wollte sich aber weiter fortbilden, um den Ansprüchen der Leserschaft noch besser gerecht zu werden. Über einen Bekannten, damals Mitarbeiter der Druckerei Matt, hat sie dessen inzwischen leider verstorbenen Vater Peter Haas kennengelernt. Der Karikaturist, Comiczeichner und Trickfilmer wohnte in Domat/Ems und war in der Schweiz eine feste Grösse in seinem Tätigkeitsfeld. «Peter war damals eigentlich schon im Pensionsalter, hat aber aus Freude am Zeichnen noch weitergearbeitet. Mit ebenso viel Freude hat er mich in meinen Fortschritten unterstützt», sagt Tanja Frick. «Ich habe ihn ungefähr zweimal pro Jahr besucht, ihm meine Zeichnungen gezeigt, er hat mir dann erklärt, wie ich mich verbessern kann, woran ich arbeiten soll, und so ist eine sehr schöne Freundschaft entstanden. Oft habe ich ihm auch Bilder per Post geschickt, wenn ich Fragen hatte. Sobald Peter sie erhalten hat, haben wir das Ganze am Telefon besprochen.»

Tanja Fricks Zeichnungen wurden nach und nach immer gefragter. So illustrierte sie beispielsweise im Auftrag des Schulamtes Zusatzmaterial für den Englischunterricht, während sie die Maurer Schulkinder weiter unterrichtete. «Dann kamen unsere eigenen Kinder», sagt Tanja Frick und schmunzelt. Nach zehn Jahren gab sie das Unterrichten daher vorläufig auf und konnte sich neben der ­Familienarbeit verstärkt auf ihr Hobby konzentrieren. Nach 13 Jahren Pause waren die Kinder selbständig genug, dass die Mutter wieder in einem Teilzeitpensum in den Schuldienst zurückkehren konnte. «Nun habe ich das Glück, dass meine Wochen sehr abwechslungsreich sind. Ich unterrichte in einem kleinen Pensum an drei Tagen und geniesse das Quirlige, das Lebendige bei der Arbeit mit den Kindern sowie die Zusammenarbeit im Team. Dann kann ich aber wieder zwei Tage kreativ und ganz für mich sein.»

Männerquote, April 2017

Die Mäuse sind mittlerweile immer dabei
Diese kreativen Tage nutzt Tanja Frick teils auch für ihre künstlerische Weiterbildung. «Ich besuche manchmal Kurse bei der Erwachsenenbildung Stein Egerta, habe aber auch schon an einem Fernstudium in Hamburg teilgenommen. Ausserdem habe ich Ende 2018 für ein grösseres Projekt damit begonnen, am Tablet zu zeichnen. Das wäre mir früher nie in den Sinn gekommen, jetzt möchte ich aber nicht mehr darauf verzichten.» Dennoch zeichnet Tanja Frick auch nach wie vor gerne auf Papier, und sie ergänzt: «Wichtig ist mir vor allem, dass ich die Freude am Zeichnen nicht verliere. Ich fahre zum Beispiel nie ohne einen Skizzenblock in die Ferien und trainiere auch dort das genaue Beobachten. Denn das ist wegweisend für eine gelungene Zeichnung.» Dennoch, räumt sie ein, werden in ihren Zeichnungen gerade Gesichter mit jedem Mal, dass sie eine Person porträtiert, ein bisschen anders. Das macht für sie aber genau auch die Faszination am Zeichnen von Gesichtern aus. Warum sie bei ihren Werken im «Räbahobel» selbst nicht von Karikaturen spricht, erklärt sie so: «Karikaturen überzeichnen charakteristische Merkmale von Gesichtern. Ich zeichne Portrait-Köpfe mit lustigen Comic-Körpern.»

Wert legt Tanja Frick auch darauf, dass ihre Zeichnungen, für die sie je nach Anzahl der Gesichter sowie Details bis zu sechs Stunden benötigt, nicht beissend-spöttisch herüberkommen und niemanden verletzten, sondern dem Betrachter Freude machen und auch die Dargestellten darüber lachen können. Ein Beispiel dafür – wenn auch ohne dargestellte Personen – ist die erste Karikatur, welche die Zeichnerin im «Volksblatt» veröffentlicht hat. Es ging um die Vermehrung des Bibers und dessen Abschuss, der damals zur Diskussion stand. Tanja Frick versetzte sich sozusagen in die Lage der Nagetiere und zeigte, wie sie sich schützen könnten. «Die Rückmeldungen waren sehr positiv, was sicher auch daran lag, dass ich zwar in Absprache mit der Redaktion ein aktuelles Thema aufgegriffen, aber niemanden persönlich angegriffen habe.» Tiere sind ohnehin wiederkehrender Bestandteil von Tanja Fricks Zeichnungen. Die kleinen Mäuse, die jeweils ihren Kommentar zum Geschehen abgeben, waren beim «Biberkiosk» zwar noch keine Zaungäste, entwickelten sich aber bald darauf zu ihrem Markenzeichen. Heute sind sie aus ihren Zeichnungen nicht mehr wegzudenken. «Sie zieren auch die Rechnungen für meine Auftragsarbeiten. Dort kommentieren sie allerdings nicht, sondern bedanken sich», sagt Tanja Frick und lächelt.

Biberkiosk, April 2017

Von der Glückwunschkarte bis zur Krawatte
Solche Auftragsarbeiten erledigt die Zeichnerin immer wieder gerne, und das Spektrum ist breit: «Es können nach wie vor Glückwunschkarten zu verschiedensten freudigen Ereignissen sein, ich verschönere aber auch Flyer oder habe kürzlich das Design für die neuen Krawatten des ­Café-Matt-Stamms kreiert. Auch Bücher, Spiele oder kurze Werbetrickfilme durfte ich schon illustrieren. Werbung mache ich für diese Dienstleistung zwar keine. Denn ich will mich beruflich nicht komplett aufs Zeichnen konzentrieren, sondern weiterhin mit viel Freude dabei sein und die Abwechslung in meinem Erwerbsleben geniessen. Aber wenn jemand auf mich zukommt, können wir uns gerne ganz unverbindlich über einen Auftrag unterhalten, der dann beiden ­Seiten Freude bereitet», sagt Tanja Frick.