Leserbrief von Manuela Hasler, Dorf 18, Schellenberg

Der drohende Lehrermangel ist das Ergebnis struktureller Versäumnisse. Nur ein breit abgestütztes Massnahmenpaket kann ihn abwenden. Kurzfristig braucht es bessere Unterstützung für Quereinsteiger, Rückkehrende und Lehrpersonen ohne stufengerechtes Diplom. Mittelfristig sind flexible Studienmodelle und verlässliche Berufseinführungen zentral. Langfristig braucht es Kinderbetreuung, gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen und einen realistischen Berufsauftrag. Zentral bleibt dabei: Wer heute unterrichtet, muss gestärkt und anerkannt werden – sonst fehlt morgen das Fundament unseres Bildungssystems.

Der Lehrermangel ist längst Realität – nur die Konsequenzen daraus werden in Liechtenstein zu wenig gezogen. Während es für viele Liechtensteiner Lehrpersonen in der Schweiz klar attraktivere Bedingungen gibt – etwa bessere Reputation, transparente und höhere Löhne, attraktivere Pensionskassen und mehr berufliche Perspektiven – versäumt es Liechtenstein seit Jahren, aktiv etwas zu unternehmen, um einheimisches Lehrpersonal im Land zu halten.
Gleichzeitig schafft Liechtenstein durch steuerliche Vorteile und günstigere Anstellungen bewusste Pull-Faktoren für ausländisches Personal, insbesondere aus Österreich – und treibt damit einheimische Lehrkräfte weiter aus dem System. An den Oberschulen z.B. kommt mittlerweile über die Hälfte der Lehrpersonen aus Österreich. Der eigentliche Mangel wird damit zwar kurzfristig kaschiert, aber nicht gelöst.

Die jüngste LCH-Umfrage zeigt: Die Belastung steigt, Anerkennung fehlt. Ein Viertel der Befragten würde den Beruf nicht mehr wählen. Bereits 2021 berichteten über 200 Lehrpersonen in einer Umfrage von Druck, Zwang und Angst, insbesondere von Seiten des Schulamtes – ohne politische Konsequenzen.
Jetzt braucht es Taten: bessere Bedingungen, faire Löhne, transparentes Lohnsystem, eine fähige Bildungsverwaltung und echten politischen Willen. Alles andere ist nur Symptombekämpfung – Kosmetik.