Leserbrief von Christoph Kindle, Eschen
Es waren am 3. April meine letzten Worte auf Radio Liechtenstein, nachdem ich 27 Jahre lang für den Landessender tätig gewesen war. „Ich schäme mich für diejenigen, welche dafür verantwortlich sind, dass dieses Medium abgeschafft worden ist.“ Ich habe zwar keine Namen genannt, aber es ist wohl jedem im Land klar, wer die Verantwortung für dieses Desaster trägt.
Es begann mit einer Initiative der DPL, die der Bevölkerung weismachen wollte, dass eine Privatisierung des Senders nicht nur günstiger wäre, sondern auch qualitativ eine Steigerung bringen würde. Und es wäre kein Problem, Private zu finden, welche die Trägerschaft übernehmen und das nötige Geld auftreiben würden. Es war eine bewusste Täuschung der Bevölkerung vor der Abstimmung am 27. Oktober. Radio Liechtenstein und die Medienministerin hatten immer davor gewarnt, dass ein Ja bei der Abstimmung das Aus für den Sender bedeuten würde. Doch die Mehrheit der Stimmberechtigten glaubte damals der DPL-Mogelpackung ohne zu wissen, dass dies die Abschaffung des Senders bedeuten würde und stimmte letztlich mit Ja. Die Folgen sind nun bekannt, das reiche Liechtenstein ist das einzige Land in Europa ohne eigenen Radiosender. Tragisch dabei, dass auch die Parteien VU und FBP die Chance zur Rettung in letzter Minute oder zumindest für weitere Verhandlungen verstreichen liessen, indem sie sich lieber gegenseitig die Schuld für das Fiasko in die Schuhe schoben. Ohne Rücksicht auf Verluste! Mehrere meiner Kolleginnen und Kollegen stehen jetzt auf der Strasse, nachdem sie monate- oder jahrelang unter schwierigen Bedingungen ihren Job mit Herzblut verrichtet haben. Ein Total-Versagen der Politik auf dem Rücken der Radio Liechtenstein-Mitarbeiter und der vielen treuen Hörerinnen und Hörer! Von diesen bekamen wir nach dem Aus am 3. April Hunderte von Mails und Zuschriften, die Leute drückten ihr Bedauern aus und waren teils entsetzt darüber, dass ihrem Lieblingssender einfach so der Strecker gezogen wurde. Natürlich hätten wir uns ein wenig von diesem Support vor der fatalen Abstimmung im Oktober gewünscht, aber offenbar hatten nur die wenigsten daran geglaubt, dass ein Ja an der Urne wirklich das Ende von Radio Liechtenstein bedeuten würde. Ich bin mir sicher, dass die Bevölkerung mit dem jetzigen Wissen anders abstimmen würde, aber leider ist es nun zu spät, der Schaden ist angerichtet und Liechtensteins Medienlandschaft kann eigentlich schon fast nicht mehr als solche bezeichnet werden.
Dann noch ein Wort zu den Finanzen. Immer wieder hiess es, Radio L würde zu viel kosten. Ich habe absolut nichts gegen sorgsamen Umgang mit Steuergeldern, im Gegenteil, aber dann bitte bei allen Institutionen und Staatsbetrieben darauf achten und nicht nur aus populistischen Gründen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Nur so nebenbei: Der Gewinn bei der Landesrechnung 2024 beträgt 333 Mio Franken, damit könnte Radio L knapp 100 Jahre senden…
Es ist unbestritten, dass auch die Verantwortlichen von Radio Liechtenstein in der Vergangenheit Fehler begangen haben und Selbstkritik durchaus angebracht ist. Trotzdem hätte es nie zur Abschaffung des Senders kommen dürfen. Darum kann ich mich nur wiederholen: „Ich schäme mich als Liechtensteiner für diejenigen, welche es geschafft haben, das eigene Radio abzuschaffen.“ Traurig, aber wahr…
(Chrisi Kindle, von 1998 bis 2025 Sportredaktor bei Radio Liechtenstein und seit vielen Jahren freier Mitarbeiter der Lie:Zeit)