Leserbrief von Beat Schurte, Eschen
Vom Wind der Illusionen – Bürgerwindkraft fürs Bilderbuch, aber nicht fürs Industrieland
Wenn irgendwo im Allgäu ein kleines Bauerndorf mit knapp 2000 Einwohnern stolz verkündet, es decke seinen Strombedarf mit Bürgerwindkraftanlagen, dann wird das hierzulande gerne als Vorbild präsentiert. Wilpoldsried heißt das Märchenland, wo Windräder, Kühe und Biogasanlagen im Einklang summen und brummen – fast wie im Prospekt der Energiewende.
Nur: Was für 2000 Einwohner und ein paar Milchkühe reicht, taugt kaum als Blaupause für ein Hochtechnologieland wie Liechtenstein. Hierzulande sprechen wir nicht von ein paar Bauernhöfen, sondern von global vernetzten Unternehmen, Maschinenparks und einem Energiehunger, den selbst zehnmal Wilpoldsried nicht stillen könnte. Industrie, Rechenzentren, Elektroautos – die wollen mehr als ein laues Lüftchen.
Bürgerwindkraft ist charmant – für Dörfer mit mehr Kühen als Menschen. Für die Energiewende eines exportorientierten Industriestaats wie Liechtenstein reicht das nicht. Wer Windkraft verklärt, sollte wenigstens so ehrlich sein und das ganze Bild zeigen: Mit allen Abhängigkeiten, Schwächen und Umweltfolgen.