Der Schaaner Gemeindevorsteher Daniel Hilti ist in der Halbzeit seiner sechsten und letzten Amtsperiode angelangt. Seine Bilanz zu den jüngsten Projekten zeigt, dass er auch gegen das Ende seiner politischen Laufbahn hin alles andere als amtsmüde ist.
Interview: Heribert Beck
Bilder: Brigitt Risch und Julian Konrad

Die Gemeinde Schaan hat am Dienstag dieser Woche eine Informationsveranstaltung zur geplanten Reduktion der Schulstandorte durchgeführt. Was sind, kurz zusammengefasst, die Gründe für diesen Schritt?
Gemeindevorsteher Daniel Hilti: Zwischen 2014 und 2017 haben wir in den Gemeindeschulen das altersdurchmischte Lernen eingeführt. Die jüngsten Schulkinder werden jeweils mit drei Jahrgängen in sieben Basisstufenklassen an fünf dezentralen Standorten unterrichtet. Das altersdurchmischte Lernen hat sich als System durchgesetzt. Aufgrund der schwankenden Kinderanzahl kommt es allerdings immer wieder zu einer Unterbesetzung von Klassen. Schulstandorten, an denen nur eine Klasse unterrichtet wird, droht deshalb längerfristig die Schliessung. Zudem genügen die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr den heutigen Anforderungen, und sie sind sanierungsbedürftig. Dies waren die ausschlaggebenden Gründe dafür, dass die Gemeinde eine Evaluation der bestehenden und neuer potenzieller Schulstandorte in den Quartieren in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis sieht so aus, dass wir vier Standorte auflösen, jenen im Schulzentrum Resch beibehalten und zwei neue Schulen bauen. Sie entstehen beim Werkhof im Äscherle, wo heute schon eine Klasse unterrichtet wird, und in der Strasse Im Loch. Wichtige Kriterien bei dieser Standortwahl waren die Schulwegsicherheit und -distanz.
Wie geht es nun weiter?
In einem nächsten Schritt gilt es, das Raumprogramm für die künftigen Standorte fertigzustellen. Wie es umgesetzt wird, ist dann Gegenstand eines Projektwettbewerbs. Dieser wird im kommenden Jahr durchgeführt. Nach der Arbeitsvergabe kann die Planung 2027 beginnen. Die Gemeinde ist bereits im Besitz der entsprechenden Grundstücke, auf denen 2028 und 2029 die neuen Schulstandorte entstehen sollen. Wenn alles reibungslos läuft, kann der Einzug zum Beginn des Schuljahres 2029/30 erfolgen. Ich bin sehr froh, dass wir einen guten Weg gefunden haben, den künftigen Anforderungen der Schulen gerecht zu werden. Für die Kinder aus manchen Quartieren bedeuten die neuen Standorte zwar etwas weitere Wege, aber die Distanzen sind immer noch überschaubar, und die Vorteile der neuen Schulen gegenüber der bisherigen, sanierungsbedürftigen machen dies wett. So werden beispielsweise alle Standorte über Bewegungsräume und Essensmöglichkeiten verfügen.
Eine Baustelle befindet sich derzeit auch beim Schulzentrum Resch. Was sind die Hintergründe?
Der Hauptgrund liegt in einer Verbesserung der Fluchtwegsituation im Bereich der Dreifachturnhalle. Die sichtbarste Neuerung im Innenbereich der Turnhalle werden vier neue Türen Richtung Westen sein. Hinter ihnen entsteht ein Korridor, der sich über die gesamte Länge der Halle erstreckt und der künftig im Ernstfall eine einfachere Evakuierung garantiert, als sie bisher über das Treppenhaus zum Foyer möglich war. An jedem Ende dieses Korridors wird sich ein Ausgang befinden, wobei der südliche der beiden einen kleinen Baukörper als Zugangsbereich erhält. Dieser bietet ein grosses Plus: Er gibt uns die Möglichkeit, einen Sanitätsraum einzurichten und einen Lift zu installieren, unter anderem die Besucher barrierefrei auf das Hallenniveau gebracht werden können. Eine behindertengerechte Garderobe rundet das neue Angebot ab. In die Sicherheit rund um das Schulzentrum haben wir in den vergangenen Monaten aber auch noch an anderer Stelle investiert. Konkret haben wir die nächstgelegene Haltestelle des Ortsbusses so angepasst, dass die Schulkinder auch in grösserer Zahl sicher aussteigen können.


Beim Ortsbus handelt es sich in Schaan um ein relativ neues Angebot. Wie wird er von der Bevölkerung angenommen?
Personen, die auf das Auto verzichten wollen, sind dank unserer beiden Ortsbuslinien aus ihren jeweiligen Wohnquartieren gut mit dem Zentrum und den anderen Quartieren verbunden. Gerade Senioren schätzen das Angebot, mit dem Bus bequem in die höhergelegenen Naherholungsgebiete auf Dux, zur Gartenanlage des Anwesens Stein Egerta oder zum Duxkirchlein zu gelangen. Doch auch Familien und insbesondere Schulkinder nutzen den Bus gerne und oft. Obwohl er nicht als Schulbus konzipiert ist, bietet er je nach Wohnort doch einen wesentlichen Zeit- und Komfortgewinn auf dem Schulweg. Die Bekanntheit der Buslinie 48 hat nach ihrer Einführung Mitte Dezember 2024 jedenfalls kontinuierlich zugenommen, und die Rückmeldungen sind – mit ganz wenigen Ausnahmen – sehr positiv. Wir sind aber auch froh über Kritik, denn unser Ziel in der zweijährigen Pilotphase ist nicht nur die Evaluation des Angebots, sondern auch seine Verbesserung. Eine dieser Verbesserungen war die erwähnte Anpassung der Baustelle in der Duxgass beim Schulzentrum.
Trägt der Ortsbus auch zur Verkehrsentlastung des staugeplagten Schaaner Zentrums bei?
Einen gewissen Einfluss hat der Ortsbus sicher, aber er dürfte vernachlässigbar sein. Unser Ziel war, wie gesagt, die bessere Anbindung der Quartiere ans Zentrum. Was dessen Entlastung betrifft, setzen wir auf verschiedene Massnahmen. Eine davon ist die attraktivere Gestaltung der Langsamverkehrsrouten. Diesen Sommer asphaltieren wir beispielsweise einen weiteren Feldweg, womit wir über einen geradlinigen, ebenen Radweg von der Jugendherberge im Süden bis zur nördlichen Gemeindegrenze verfügen. Im Siedlungsgebiet arbeiten wir ebenfalls an einer Nord-Süd-Route, die für Radfahrer sicher zu befahren ist. Aber auch in Sachen neuer Strassen dürfen wir uns keine Denkverbote auferlegen. Die Verlängerung der Industriestrasse durch das Riet zur Zollstrasse könnte eine wesentliche Entlastung für das Zentrum mit sich bringen. Diesbezüglich reden wir natürlich von einem weiten Zeithorizont. Aber eine Bevölkerungsumfrage, die wir in dieser Woche abgeschlossen haben, weist darauf hin, dass eine grosse Mehrheit der Teilnehmer diese Entlastungsstrasse befürworten würde.

Was hat es mit dieser Bevölkerungsumfrage genau auf sich?
Wir haben solche Umfragen bereits in den Jahren 2015 und 2020 durchgeführt, um herauszufinden, wie die Schaaner Bevölkerung ihre Gemeinde sieht und wie sie die Arbeit der Gemeindeverwaltung beurteilt, also, um ein möglichst breites Stimmungsbild abzuholen. Daraus haben wir Schlüsse gezogen, in welchen Bereichen wir uns noch verbessern können. Die Bevölkerungsumfrage des Jahres 2020 hat beispielsweise zutage gebracht, dass die Einwohnerinnen und Einwohner das Dorfzentrum zwar schätzen und gerne nutzen, dass Beton und die Farbe Grau im Lauf der Zeit aber auch zu sehr überhandgenommen haben. Das haben wir uns zu Herzen genommen und mit der Vision «Schaan grünt» sowie mit dem Freiraumkonzept Abhilfe geschaffen. Die Rückmeldungen waren in ihrer übergrossen Mehrheit äusserst positiv, und wir sind gespannt, wie sich die Massnahmen in der neusten Umfrage niedergeschlagen haben. Wir hatten auf jeden Fall einen sehr guten Rücklauf. Mehrere Hundert Personen haben sich beteiligt. Seit Donnerstag läuft nun die Auswertung.
Wenn Sie das Projekt «Schaan grünt» ansprechen, ist das eine gute Überleitung zum Label Energiestadt, über das Schaan seit bald 20 Jahren verfügt. Im September 2024 hat ein Re-Audit stattgefunden. Wie beurteilen Sie das Abschneiden Ihrer Gemeinde?
Es ist uns seit dem vorangegangenen Re-Audit gelungen, uns weiter zu verbessern. Mit 74,2 Prozent aller Anforderungen, die wir erfüllen, sind wir nur noch 0,8 Prozentpunkte vom Status Gold entfernt. Für einen grossen Industriestandort wie Schaan ist das eine beachtliche Leistung. Das Ergebnis spricht sehr für die in Schaan angesiedelten Unternehmen und für ihre Bemühungen, so nachhaltig und klimafreundlich wie möglich zu produzieren. Die Bevölkerung trägt ebenfalls ihren Teil bei, und wir als Gemeindeverwaltung dürfen und wollen da nicht aussenvor stehen. Beispielhaft kann ich unsere Bemühungen im Bereich des Ausbaus der erneuerbaren Energien nennen. Dafür sind wir gerne bereit, neben altbewährten Wegen auch neue zu gehen.
Wie sehen diese Wege aus?
Zum Beispiel entsteht auf der Deponie Forst eine faltbare Photovoltaikanlage, die den Anlieferungsplatz überdeckt. Bei Regen, Schnee oder starkem Wind wird sie automatisch eingefahren. Das anvisierte Projekt wird eine Leistung von rund 205 Kilowatt Peak erbringen und genug Energie produzieren, um 54 Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen.
Geplant ist derzeit, dass die Anlage mit einer Fläche von 1030 Quadratmetern bis Ende dieses Jahres fertiggestellt und einsatzbereit ist. Den produzierten Strom verkauft die Gemeinde dann zu 70 Prozent an ein Gewerbeunternehmen. Die restlichen 30 Prozent werden ins Netz der LKW eingespeist. Noch früher Strom produzieren können die Solarfolien, welche die Gemeinde derzeit im Rahmen eines Pilotprojekts testet. Sie lassen sich auf verschiedenen Untergründen wie Metall, Beton, Bitumen oder Kunststoff anbringen. Die Testanlage bei den Fahrradständern vor der Sporthalle des Schulzentrums Resch besteht aus zwölf Solarfolien mit einer Gesamtleistung von 660 Watt. Derzeit wird überwacht, welche Leistung diese Solarfolien tatsächlich bringen.
Das Ziel ist es, den gewonnenen Strom zur Ladung vom E-Bikes bei den Fahrradständern wieder zur Verfügung zu stellen. Neue PV-Module entstehen derzeit auch auf dem Dach des Kleinen Saals im SAL-Komplex. Die Arbeiten haben im Mai begonnen, und die Anlage erbringt schliesslich eine Leistung von 140 Kilowatt Peak. Im vergangenen Jahr ans Netz gegangen sind die PV-Anlagen auf dem Dach des Tennishauses Dux mit einer Leistung von 32,7 Kilowatt Peak und auf jenem des Forstwerkhofs mit 17,6 Kilowatt Peak. Tennishaus und Forstwerkhof verfügen zusätzlich über die ersten Batteriespeicher in Gemeindeliegenschaften. Hinzugekommen ist 2024 ausserdem eine PV-Anlage auf der Liegenschaft Schmedgässle 2. Das Besondere an ihr sind die lichtdurchlässigen Module bei der horizontalen Treppenhausverglasung. Zusammen mit den weiteren Modulen auf dem Dach bringen sie eine Leistung von 12,4 Kilowatt Peak.

Wie finanziert Schaan all diese Projekte angesichts der Tatsache, dass die Gemeinde seit dem vergangenen Jahr über den horizontalen Finanzausgleich erhebliche Mittel an andere Gemeinden abtritt?
Nun, einerseits sind wir in der glücklichen Lage, über komfortable Reserven zu verfügen. Andererseits können wir unsere Aufgaben trotz des horizontalen Finanzausgleichs wohl auch in Zukunft in der Regel aus der laufenden Rechnung erfüllen. Die Jahresrechnung 2024 wird in Kürze im Gemeinderat behandelt. Konkrete Zahlen kann ich daher noch nicht nennen. Aber ich bin zuversichtlich (schmunzelt). Wir werden also auch in Zukunft in die Lebensqualität investieren können.
Woran denken Sie?
Wir handeln nach der Maxime «Gutes erhalten, Neues schaffen». Letzteres gilt nicht nur für Schulstandorte oder PV-Anlagen, sondern beispielsweise auch für Grünräume. Mit dem Lindagarta im Dorfzentrum und dem Park im Äscherle arbeiten wir an zwei Projekten. Der Park steht kurz vor der Vollendung und wird ein wunderbares Naherholungsgebiet am nördlichen Rand des Siedlungsgebiets.
Die Arbeiten am Lindagarta, mit dem eine kleine, aber feine grüne Oase mitten im dichtbebauten Zentrum entsteht, beginnen diesen Sommer. Ein Beispiel dafür, wie wir Gutes erhalten, ist die Kulturbrauerei, die im alten Brauhaus der früheren Brauerei Quaderer an der Feldkircher Strasse entstehen wird. Wir hauchen der historischen Bausubstanz neues Leben ein, indem wir dort einen Treffpunkt für heimische und ausländische Künstler schaffen, an dem sie arbeiten, leben und sich vernetzen können. Ich könnte noch eine Reihe weiterer Beispiele nennen, aber ich denke, es zeigt sich bereits, dass uns die Ideen so schnell nicht ausgehen, wenn es darum geht, Schaan noch lebenswerter zu gestalten.
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