
Enttäuschung in der Ukraine
und in Europa ist gross
Dieser Gipfel in Anchorage (Alaska) hätte man sich auch ersparen können, denn sowohl US-Präsident Donald Trump als auch Russlands Präsident Wladimir Putin reisten ohne handfestes Ergebnis ab. Eigentlich hätte es laut grossmundiger Ankündigung des US-Präsidenten um das Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine gehen sollen. Herausgekommen ist ein Gipfel, der mehr Fragen als Antworten zurücklässt. Das Treffen dauerte knapp drei Stunden.
Allerdings waren die Erwartungen ohnehin nicht gross. Die US-amerikanische Öffentlichkeit z.B. hatte sich noch am Donnerstag gemäss einer Umfrage mehrheitlich überzeugt gezeigt, dass Trump keine «klugen Entscheidungen» treffen könne. In Europa war die Einschätzung bei Dutzenden von Umfragen in fast allen Ländern ähnlich. Da nützten auch die grosse Vorarbeiten von Deutschland und seinen Verbündeten nichts. Sie und auch die Ukraine, um die es eigentlich ging, würden- so Trump- vom Ergebnis informiert werden. Mehr nicht. Trump hielt sich wie immer sehr vage und oft kommt das Gegenteil heraus, als das, was er vorher angedeutet hat.
Für den früheren Trump-Berater John Bolton gibt es einen klaren Sieger des Alaska-Treffens: «Putin hat eindeutig gewonnen», sagte der ehemalige US-Botschafter bei der UNO gegenüber CNN. . „Putin hat meiner Meinung nach schon viel erreicht, um die Beziehungen wiederherzustellen, was ich immer für sein wichtigstes Ziel gehalten habe. Er ist den Sanktionen entgangen, es steht kein Waffenstillstand bevor, das nächste Treffen steht noch nicht fest, und Selenskyj wurde vor dieser Pressekonferenz nichts davon mitgeteilt. Es ist noch lange nicht vorbei, aber ich würde sagen, Putin hat das meiste von dem erreicht, was er wollte, und Trump hat sehr wenig erreicht.“
Ähnliche Aussagen gibt es vom früheren Top-Diplomat Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Er schreib auf Plattform X: „Kein wirklicher Fortschritt – ganz klar 1:0 für Putin – keine neuen Sanktionen. Für die Ukrainer: nichts. Für Europa: tiefst enttäuschend.“
Das englischsprachige ukrainische Nachrichtenportal Kyiv Independent reagierte verbittert auf das Treffen von Trump und Putin in Alaska: „Widerwärtig. Beschämend. Und letztendlich nutzlos. Trump hat nicht bekommen, was er wollte. Aber Putin? Der schon. Er war nicht länger ein internationaler Paria, sondern wurde endlich vom Führer der freien Welt akzeptiert – und respektiert. Trumps Vorgänger (Joe Biden) hat Putin einmal als Mörder bezeichnet; Trump bereitete ihm einen königlichen Empfang.“