Freie Liste fordert nationale Endometriose-Strategie

Freie Liste fordert nationale Endometriose-Strategie. Bild: Manuela Haldner Schirscher, Sandra Fausch und Tatjana As’Ad bei der Pressekonferenz. Foto: Gregor Meier

1100 Frauen in Liechtenstein leben mit der chronischen Krankheit – Durchschnittlich acht bis zehn Jahre bis zur Diagnose

Die Freie Liste will eine nationale Strategie gegen Endometriose. Dazu haben Sandra Fausch und Manuela Haldner-Schierscher heute ein Postulat eingereicht und an einer Pressekonferenz im Landtagsgebäude vorgestellt. Die Regierung soll konkrete Massnahmen für bessere Diagnose, Versorgung und Aufklärung prüfen.

Endometriose betrifft jede zehnte Frau im reproduktiven Alter. In Liechtenstein leben schätzungsweise 1‘100 Frauen und Mädchen mit der chronischen Krankheit. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Betroffene kämpfen jahrelang mit unerkannten Beschwerden und chronischen Schmerzen. Die Diagnose dauert durchschnittlich acht bis zehn Jahre.

Bei Endometriose siedelt sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutter an. Es bildet Herde im Bauchraum, etwa an Eierstöcken, Bauchfell, Blase oder Darm. Diese Herde reagieren auf weibliche Hormone. Das verursacht zyklische Schmerzen und Blutungen ausserhalb der Gebärmutter. Es entstehen Zysten und Verwachsungen, die zur Unfruchtbarkeit führen können.

Die Postulantinnen kritisieren die systematische Vernachlässigung frauenspezifischer Gesundheitsfragen. „Seit Jahrzehnten gibt es in der Medizin eine Lücke, den Gender Data Gap“, erklärt Haldner-Schierscher. Menstruationsbeschwerden würden bagatellisiert oder tabuisiert. Betroffene erlebten häufig, dass ihre Schmerzen nicht ernst genommen werden.

Die Krankheit belastet Betroffene auch finanziell. Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille zählen zur häufigsten Therapieform. Obwohl Ärzte sie zur Behandlung verordnen, tragen Patientinnen die Kosten selbst. Grund: Endometriose gilt nicht als chronische Erkrankung. Die Pille ist nur als Verhütungsmittel zugelassen.

Die Freie Liste orientiert sich an internationalen Vorbildern. Australien beschloss 2018 den ersten nationalen Aktionsplan. Frankreich folgte 2022 mit einer eigenen Strategie. In der Schweiz liegt seit Mai 2024 ein Massnahmenbericht vor.

Konkrete Forderungen

Das Postulat verlangt die Anerkennung von Endometriose als chronische Erkrankung. Die Krankenversicherung soll Hormontherapien übernehmen. Schulen, Betriebe und die Gesellschaft brauchen mehr Sensibilisierung. Medizinisches Personal benötigt gezielte Weiterbildung.

Die Strategie soll psychosoziale Unterstützung stärken und die Forschung fördern. Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit regionalen Endometriosezentren in Chur und Feldkirch.

Die Postulantinnen sehen das Thema als Gleichstellungsfrage. „Es ist nicht nur ein Randthema, sondern betrifft die ganze Volkswirtschaft“, sagte Fausch.

Eine nationale Strategie würde zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen – insbesondere zu Gesundheit, Geschlechtergleichstellung und weniger Ungleichheiten. „Wir wollen eine konkrete Strategie und klären, was in Liechtenstein umsetzbar sein könnte“, so Fausch abschliessend.