Beim Liechtensteiner Bob- und Skeletonverband laufen die Vorbereitungen auf die Olympia-Saison bereits auf Hochtouren. Das klare Ziel für den kommenden Winter ist die Teilnahme an den Spielen in Cortina, doch die Selektionskriterien sind nicht leicht zu erfüllen. Erforderlich ist bis Mitte Januar 2026 der Sprung in die Top 17 der Weltrangliste.
Interview: Christoph Kindle
Im Interview mit der lie:zeit machen Verbandspräsident Elmar Kindle und Sportchef Srecko Kranz eines klar: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen muss sportlich erarbeitet werden, es gibt keine Geschenke.
Ein Olympia-Winter steht bevor, Ziel ist ein Start im Februar in Cortina. Gibt es dafür klare Selektions-Kriterien?
Es gibt Richtlinien vom Internationalen Verband, man muss sowohl im Zweier- als auch im Viererbob unter den besten 17 Nationen der Welt klassiert sein. Diese Vorgaben werden auch vom Liechtensteinischen Olympischen Komitee gefordert. Bei sieben internationalen Rennen können die Selektions-Kriterien erfüllt werden. Stichtag ist der 18. Januar 2026. Wir wollen uns sportlich für die Olympischen Spiele qualifizieren, das ist auch ein klarer Entscheid des Vorstandes. Die Athleten und der Trainerstab wissen, dass wir diesbezüglich keine Geschenke verteilen werden, der sportliche Anreiz muss gegeben sein.
Ab Oktober aufs Eis
Wir befinden uns noch mitten im Sommer, aber die Vorbereitungen auf die Saison laufen auf Hochtouren, wo liegen aktuell die Schwerpunkte?
In den letzten acht Wochen lag der Schwerpunkt ganz klar auf Muskelaufbau und Grundkondition. Zuletzt haben wir nun den Fokus auf das Anschubtraining verlagert. Dieses findet wöchentlich unter der Aufsicht von Trainer Beat Hefti auf einer Anlage beim Leistungszentrum am Kerenzerberg statt. Zudem werden bis Ende September zusätzlich sporadisch Anschubtrainings im deutschen Oberhof eingebaut. Die ersten Trainingsfahren auf der Bahn sind dann für Mitte Oktober in Lillehammer geplant, dann beginnt die Vorbereitung auf dem Eis.
Grossen Wert wird auf die physische Verfassung der Athleten gelegt, und hier wurde in der Person von Roman Jäger ein Athletiktrainer verpflichtet. Dieser scheint die Messlatte um einiges höher gelegt zu haben?
Genau, wir konnten mit Roman Jäger einen profunden Trainer engagieren mit der klaren Zielsetzung Olympia-Qualifikation. Er hat die Latte tatsächlich in punkto Intensität höher gelegt und stellt hohe Anforderungen an die Athleten. Roman Jäger war schon 2010 beim Bobteam von Michael Klingler tätig. Jäger bildet zusammen mit Nationalcoach Frank Jacob und Beat Hefti das Trainerteam des Liechtensteiner Bob- und Skeletonverbandes. Neu zählt unser Team nun auch auf einen Mentaltrainer. Die Athleten sollen besser mit dem Druck umgehen können und erhalten so Unterstützung.
Beat Hefti wieder im Trainerstaff
Der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister Beat Hefti ist also nach ein paar Jahren wieder zum Liechtensteiner Verband zurückgekehrt, was genau ist seine Funktion?
Beat Hefti ist vor allem für die Arbeit mit dem Schlitten verantwortlich. Da gibt es viele Details zu beachten und mit seiner grossen Erfahrung kann er unseren Athleten wertvolle Tipps geben. Beat Hefti ist auch für die Videoanalysen zuständig und er betreut zudem das so wichtige Anschubtraining.
In den letzten Jahren ging es im Weltcup mit kleinen Schritten in Richtung Top 20, doch die Top 10 sind immer noch ein Stück entfernt. Ist dieses Ziel überhaupt realistisch?
Grundsätzlich ist es natürlich unser Ziel, weiter nach vorne zu kommen. Die Athleten brauchen diesen Anreiz und längerfristig denken wir schon, dass Platzierungen in den Top 10 im Weltcup möglich sein sollten. Dies vielleicht in drei Jahren, zunächst streben wir mal Klassierungen unter den besten 12 bis 15 an. Wir betrachten diese Ziele durchaus als realistisch. Mitentscheidend wird sein, dass wir uns im Startbereich, also beim Anschub, weiter steigern können.

Konkurrenzfähiges Material
Ein entscheidender Faktor im Bobsport bleibt das Material, wie ist man diesbezüglich momentan aufgestellt?
Für die anstehende Olympiasaison haben wir einen neuen Viererbob angeschafft. Dies nicht zuletzt auch deshalb, um den Athleten einen zusätzlichen Motivationsschub zu verleihen. Auf einen neuen Zweierbob kann unser Team seit zwei Jahren zählen, somit sind wir vom Material her betrachtet so ziemlich auf dem aktuellsten Stand und optimal aufgestellt. Grundsätzlich gilt im Bob die Regel: 50 Prozent das Material, 30 Prozent Anschieber und 20 Prozent der Pilot.
Liechtenstein hat nach wie vor keine eigene Bobbahn, man ist also auf Kooperationen angewiesen?
Glücklicherweise haben wir immer noch eine Partnerschaft mit dem deutschen Verband. Dies ermöglicht uns den Zugang zu ihren Bahnen in Oberhof, Winterberg und Altenberg. Auch mit den Schweizern und den Österreichern pflegen wir gute Kooperationen, dies betrifft Trainings auf den Bahnen in St. Moritz und Igels.
Der Bobsport ist bekanntlich eine kostspielige Angelegenheit, woher nimmt der Verband die notwendigen Mittel?
Wir haben ein Budget von ungefähr 300‘000 Franken, in der Olympiasaison ist es noch höher. Wir befinden uns in der glücklichen Situation, dass wir auf langjährige, grosszügige Sponsoren zählen dürfen. Zudem erhalten wir gezielte Fördergelder vom LOC bzw. vom Land. Nicht zu vergessen an dieser Stelle sind die vielen stillen Gönner, welche uns unterstützen.
Herzlichen Dank dafür.
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