Flexibler Renteneintritt

Leserbrief von Norman Wille,
Buchenweg 1, Vaduz 

Das Credo der Zeit heisst: Flexibler Renteneintritt. Ein Gewinn für Alle. Tatsächlich !  Das Perpetuum Mobile für die vielen, vielen, unglaublich vielen Babyboomer (sprich Rentenantwärter), von denen jeder der Pensionäre 100.000 Arbeitsstunden im Dienste aller runtergebuckelt hat. Sie gehen jetzt einfach – noch – länger arbeiten.

Gut, dass der Politik nach 40 Jahren ambitioniertem Wegschauen nicht mehr einfallen würde, als ganze Herden an Marketing-Armadas damit zu beauftragen, 40 Jahre politisches Versagen schön zu schwatzen, davon war ich überzeugt. Denn die haben vor 30 Jahren schon engagiert und gewinnorientiert dabei mitgeholfen, alle ab 55 elegant aber ebenso flink zum alten Eisen zu schmeissen.

Na ja, nachdem die „Generation Z“ sich in weiten Teilen dazu entschlossen hat, sich per „Work-Life-Balance“  von der Arbeitsmoral ihrer Eltern und Grosseltern zu verabschieden, wirds eng für die Politik.  Wer hätte schon gedacht, dass sich die vermaledeite Jugend doch derart sperrig zum Lebensmodell ihrer Vorgänger stellt. Klar, die ehemals geschasste Generation der Zwangs-Ruheständler plötzlich wieder als robuste, gesunde und höchst arbeitswillige Retter in der Not zu gewinnen, da reicht nicht mal der wortreiche Einheitsbrei der Politik. Da wird die geballte Kreativität der Werbebranche notwendig sein, um 40 Jahre „Laissez-faire-Politik“ zu kaschieren und schön zu schnorren. Mir gehen die Hochglanz-Prospekte von Politik und Marketing wohltemperiert an meinem verlängerten Rücken vorbei.

Ich werde meine Rente so beziehen, wie man mir es vor 40 Jahren versprochen hat. Das, was die Politik da zusammenbastelt, das wird für einen Pensionär exakt so enden: „Wie, du gehst schon mit 65 in Pension !? Du könntest doch noch gut ein paar Jahre … „. Nein. Kann ich nicht. Es reicht. Jetzt – sind Andere dran.