«Medienprojekt «Stammtisch»: Kein Geschäftsmodell, sondern ein Dilemma»

Leserbrief von Johannes Rinderer,
Rankhag 43, Schellenberg

Vor kurzem habe ich einen Werbebrief für ein neues Medienprojekt namens „Der Stammtisch“ erhalten. Obwohl ich die Idee der Medienvielfalt begrüsse, hat mich der Brief irritiert. Die Verfasser machen pauschale Behauptungen über die Medienlandschaft in Liechtenstein, ohne diese mit Beispielen oder Fakten zu belegen.

Der Verein will eine Plattform schaffen, auf der „jede Partei, jede Gemeinde, jede Privatperson ihr Fenster“ bekommt. Wie soll das zu mehr Unabhängigkeit führen? Es klingt eher nach einer Sammlung von PR-Meldungen statt nach echtem Journalismus. Ich frage mich, wie man kritisch über jemanden berichten will, von dem man finanziell abhängt. Das Geschäftsmodell, das auf PR und Spenden basiert, scheint mir zudem nicht nachhaltig. Die Kosten für Druck und Redaktion sind hoch, und diese Finanzierungsquellen sind äusserst unzuverlässig.

Diese wirtschaftliche Abhängigkeit untergräbt das Ziel der Unabhängigkeit von Anfang an. Es ist kein Geschäftsmodell, sondern ein Dilemma.

Die mangelnde Professionalität im Brief selbst, mit all den Rechtschreibfehlern, lässt mich an der Qualität des Projekts zweifeln. Es ist bedauerlich, wenn die Macher nicht einmal die grundlegendsten Standards erfüllen. Die emotionale Rhetorik verstärkt den Eindruck, dass es weniger um Journalismus als um eine diffuse Agenda geht. Die Macher instrumentalisieren die Jugend, um ihr Projekt als besonders edel und wichtig darzustellen. Stattdessen wird die Jugend als Mittel zum Zweck benutzt, um Geld und Aufmerksamkeit für ein Projekt zu bekommen, das in seiner Substanz zweifelhaft ist.

Ein innovatives Medienprojekt braucht ein tragfähiges, transparentes Konzept. Stattdessen verlässt man sich hier auf eine Mischung aus vagen Versprechen und unsicherer Finanzierung. Der „Stammtisch“ wird so wahrscheinlich schnell wieder verstummen.