Ein weiteres Jahr in Folge müssen die Prämienzahler auch für 2026 einen Anstieg ihrer Prämien verkraften. Im Durchschnitt steigen die Prämien 2026 um 5.1%.

Die Prämienerhöhung für 2026 war schon länger absehbar, wie der LKV beispielsweise auch im Juni mittels Medienmitteilung kommuniziert hat. Die Gründe für das Kostenwachstum sind bekannt: Mengenausweitung (es werden mehr Leistungen bezogen), neue und teurere Medikamente (z.B. bei Krebsbehandlungen), technischer Fortschritt und Tarifanpassungen (für 2025 im Bereich Spitäler und Ärzte). Die Tendenz der letzten Jahre hält also weiter an. Der LKV appelliert daher erneut an alle Beteiligten, ihren Beitrag zur Dämpfung des Kostenwachstums zu leisten. Nur wenn Politik, Leistungserbringer, Versicherer und Bevölkerung gemeinsam Verantwortung übernehmen, kann die Qualität des Gesundheitssystems erhalten und seine Finanzierbarkeit langfristig gewährleistet werden.
Die FBP greift in ihrem Postulat vom 01.10.25 das Thema Medikamente als einen Massnah-menbereich auf. Der LKV begrüsst den Vorstoss der FBP. So hat auch der LKV dem damaligen Ministerium neben den 2022 erarbeiteten Massnahmenvorschlägen 2024 verschiedene, detailliertere Massnahmen im Bereich Medikamente vorgelegt, da auch wir ein Potenzial in diesem Bereich sehen.

Medikamente
Wir möchten die Dimensionen im Bereich Medikamente mit nachfolgender Grafik veranschaulichen. Insgesamt sind die Kosten für über die OKP abgerechneten Medikamente in den letzten Jahren um fast 40% von CHF 44 Mio. auf über CHF 60 Mio. gestiegen. Damit liegen Medikamente bei fast 30% der gesamten OKP-Kosten. Medikamente, welche von Patienten beispielsweise in der Apotheke selbst bezahlt werden, sind hier nicht enthalten.

Der Bereich Ärzte macht mit knapp CHF 33 Mio. ca. 55% der gesamten Medikamentenkosten aus. Die über Ärzte verrechneten Medikamente stiegen damit über die letzten 5 Jahre um 22%. Darauf folgen Spitäler mit knapp CHF 14 Mio. (23% der Medikamente) und einer Steigerung innerhalb der letzten 5 Jahre um 60%. Den dritten grösseren Kostenblock machen die Apotheken mit rund CHF 13 Mio. (22% der Medikamente) aus. Die Apotheken verzeichneten in den vergangenen 5 Jahren prozentual ebenfalls einen markanten Anstieg von 56%.

Immer wieder diskutiert wird das Thema Margen. Leistungserbringer können je nach Medikament unterschiedlich hohe Margen weiterverrechnen. Diese variieren zwischen wenigen Prozent bis hin zu mehreren hundert Prozent. In vielen Fällen variiert die Marge auch je nach Packungsgrösse, meistens gilt: je grösser die Packung, umso höher die Marge.

Medikamente werden jeweils nach einem internationalen Standard in verschiedene Gruppen aufgeteilt (ATC1-Gruppen). Nachfolgend werden ein paar Beispiele zu den relevantesten Gruppen genannt:

    • Ca. 30% der Kosten (CHF 18.1 Mio.) fallen auf die Gruppe, zu der Chemo- oder Immuntherapien bei Krebserkrankungen gehören. Solche Therapien sind sehr kostenintensiv, was den hohen Anteil erklärt. Obschon die Preise für diese Medikamentengruppe sehr hoch sind, fallen die Margen vergleichsweise gering aus und liegen in den meisten Fällen im einstelligen Prozentbereich.
    • Die zweitgrösste Gruppe ist mit einem Anteil von 13% bzw. CHF 8 Mio. die Gruppe, zu welcher beispielsweise Antidepressiva oder Schmerzmittel gehören. Bekannte und oft verabreichte Medikamente dieser Gruppe sind Novalgin oder Dafalgan. Diese Margen liegen teilweise bei über 300%.
    • Zur drittgrössten Gruppe zählen Diabetesmedikamente wie Ozempic oder Vitamine/Mineralstoff. Sie macht einen Anteil von 11% (CHF 6.9 Mio.) aus. Ozempic als ein bekanntes Beispiel hat eine Marge von 29%.

Mögliche Massnahmen im Bereich Medikamente
Der Bereich Medikamente ist grundsätzlich sehr komplex und Massnahmen genau zu prüfen. So ist beispielweise ein reines Ausweichen auf Generika nicht mehr zwangsläufig mit niedrigeren Kosten verbunden, da Generika teilweise sogar teurer sind als Originalpräparate. Die FBP hat daher korrekterweise vermerkt, dass der Fokus auf dem günstigeren Medikament liegen sollte. Ein weiteres Themenfeld ist die Selbstdispensation durch Ärzte. Die komplette Aufgabe der Selbstdispensation wurde bereits in der Vergangenheit kontrovers diskutiert und jüngst auch nicht forciert, jedoch eine Überarbeitung des Selbstdispensationsmodells, z.B. durch eine pauschale Aufwandsentschädigung. Eine Aufgabe der Selbstdispensation wäre nur dann sinnvoll, wenn gleichzeitig das Abrechnungsmodell der Apotheken überarbeitet wird, sodass der Abgabepreis in den Apotheken nicht wie bis anhin höher als in Arztpraxen ist.
Die Themenbereiche allein bei den Medikamenten sind also sehr vielfältig. Der LKV hat die Thematik mit dem neuen Ministerium erneut aufgenommen und ist dabei auf offene Ohren gestossen.

Wie weiter?
In den vergangenen Wochen und Monaten fand mit Minister Emanuel Schädler und seinem Team ein konstruktiver Austausch statt. So wurde auch das Thema Massnahmen generell besprochen, wobei der Bereich Medikamente einer davon ist. Weitere mögliche Themenbereiche sind Wirtschaftlichkeitsprüfungen, ambulant vor stationär, Sensibilisierung der Bevölkerung oder auch neue Versorgungsmodelle. Wir begrüssen den konstruktiven Austausch und die Offenheit des Ministeriums, Massnahmen zu ergreifen und hoffen, in den kommenden Monaten erste Massnahmen angehen zu können.

Nichtsdestotrotz gilt es auch festzuhalten, dass im Rahmen des aktuellen Systems mögliche Regulierungsmassnahmen in vielen Bereichen weitestgehend ausgeschöpft sind (z.B. Tarifsenkungen). Der LKV teilt daher die im Rahmen der Pressekonferenz zu den Prämien 2026 gemachte Einschätzung des aktuellen Gesundheitsministers. Um die steigenden Gesundheits-kosten bestmöglich zu stabilisieren, muss die bisherige Ausgestaltung des Gesundheitswesens neu gedacht und reformiert werden.

Der LKV sowie die Krankenversicherungen sind jedoch weiterhin engagiert und bereit, aktiv an der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens mitarbeiten, sehen hier aber eine gemeinschaftliche Verantwortung, welche von allen Akteuren im Gesundheitswesen eingefordert wird.